Die Absatzzahlen digitaler Kompaktkameras sinken seit mehreren Jahren, weil moderne Smartphone-Kameras ein Qualitätsniveau erreicht haben, das viele herkömmliche Kameras alt aussehen lässt. Die smarte Immer-dabei-Knipse ist einfach zu bedienen und hat den Vorteil, dass man die Fotos unmittelbar mit anderen Menschen teilen kann.
Wer das volle Leistungspotenzial seiner Smartphone-Kamera ausschöpfen möchte, sollte das Buch Fotografie mit dem Smartphone von Simone Naumann und Ulrich Dorn zu Rate ziehen. Es orientiert sich am technischen Standard der Modelle iPhone 6 und Samsung Galaxy S6, die Darstellung ist jedoch weitgehend herstellerneutral und wird auch aktuellen Smartphone-Modellen gerecht. Die Autoren vergleichen Kamera-Apps, erkunden das kaum mehr überschaubare Zubehör-Ökosystem und geben praktische Tipps für die Porträt-, Panorama- und Produktfotografie mit dem Smartphone.
Doch der Reihe nach: Im ersten Kapitel stellen die beiden Autoren jeweils ihre Lieblings-Apps vor und öffnen ihre persönlichen Zubehörtaschen, in denen sich Hilfsmittel wie Ministative, Smartphone-Halterungen und Fernauslöser befinden. Das zweite Kapitel zeigt, dass Smartphone-Kameras nicht nur den Point-and-shoot-Modus beherrschen, sondern dass sie auch – selbstverständlich abhängig von Hersteller, Modell und App – über manuell positionierbare Fokusfelder, mehrere Methoden der Belichtungsmessung sowie verschiedene Weißabgleicheinstellungen verfügen.
Die Beherrschung der Technik führt jedoch noch nicht automatisch zu guten Fotos. Deshalb widmet sich das dritte Kapitel der Bildgestaltung. Hier finden sich neben allgemeinen Erläuterungen zu Bildaufbau, Drittel-Regel und Perspektiven auch ganz konkrete Tipps etwa zum Umgang mit Lichtstimmungen im Wechsel der Jahreszeiten.
Das mit „Smartphone-Missions“ überschriebene vierte Kapitel ist das umfangreichste und ermuntert den Leser, mit der eigenen Smartphone-Kamera zu experimentieren. Die Autoren schlagen verschiedene Übungsszenarien vor, die eine große Bandbreite abdecken: Dazu gehören der kreative Umgang mit einem Selfiestick, das Spiel mit Bewegungen, der richtige Umgang mit verschiedenen Lichtsituationen, die Inszenierung von Gruppenfotos und Businessporträts, aber auch Architektur- und Naturfotografie sowie Nacht- und Panoramabilder.
Damit der eifrige Smartphone-Fotograf nicht den Überblick über seine Bilder verliert, stellen Naumann und Dorn im fünften Kapitel verschiedene Archivierungslösungen sowohl für das iPhone als auch für Android-Geräte vor. Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit den Möglichkeiten von mobilen Bildbearbeitungs-Apps. Dabei geht es nur am Rande um die allseits beliebten Filter, vielmehr stehen praktische Dinge wie die Korrektur von Belichtungsfehlern oder das Entfernen von Farbstichen im Vordergrund.
Wer beim großen Rundumschlag des vierten Kapitels die Produktfotografie vermisst hat, den versöhnt Kapitel 7, das dieses Thema in den Mittelpunkt rückt. Tatsächlich schafft es das Autorenduo, auf 22 Seiten einen umfassenden Leitfaden für professionelle Produktfotos mit dem Smartphone zusammenzustellen. Ein Kapitel über die Fotocommunity EyeEm und eins über Visual Storytelling runden das Buch ab.
Das Buch Fotografie mit dem Smartphone demonstriert auf eindrucksvolle Weise, dass die mobilen Minikameras mehr können als nur Selfies und Schnappschüsse. Die gut verständliche Darstellung konzentriert sich auf den kreativen Spaß, den die Smartphone-Fotografie mit sich bringt, und geht auf technische Zusammenhänge nur am Rande ein. Das mag erfahrenen DSLR-Shootern ein Runzeln auf die Stirn treiben, die technisch weniger versierten Smartphone-Besitzer werden es den Autoren danken.
Simone Naumann, Ulrich Dorn: Fotografie mit dem Smartphone. Der Fotokurs für smarte Bilder hier und jetzt!, 224 Seiten, Format 19,2 x 23,8 cm, Softcover, EUR 29,95 (ISBN 978-3645604697)
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