Wer einen Onlineshop betreibt oder regelmäßig Artikel auf eBay oder anderen Plattformen verkauft, weiß, wie wichtig ansprechende Produktfotos für den Verkaufserfolg sind. Aber welcher kleine Händler verfügt schon über das Budget, um einen Profifotografen zu beauftragen? Das Buch Bilder die verkaufen der Autorinnen Simone Naumann und Jana Mänz zeigt Wege auf, wie Kleinunternehmer ohne großen Werbeetat ihre Produkte wirkungsvoll in Szene setzen können. Angestrebt werde nicht „fotografische Professionalität“, wie es in der Einleitung heißt, vielmehr gehe es darum, „wie Sie mit geringem Zeitaufwand und ohne große technische Voraussetzungen gute Bilder kreieren können“ (S. 15).

Am Anfang steht, wie so oft, die Frage nach der geeigneten Fotoausstattung. Im Kaptitel „Ausrüstung für Einsteiger“ werden die Vor- und Nachteile verschiedener Kameratypen – vom Smartphone über Kompakt- und Bridgekameras bis hin zu spiegellosen Systemkameras und Spiegelreflexkameras – erörtert. Die Empfehlung der Autorinnen läuft auf ein DSLR-Einsteigermodell hinaus. Die weiteren Ausführungen zu Objektiven, Stativen, Blitzlicht, Fotolampen und anderen Ausrüstungsgegenständen sind äußerst knapp gehalten und fallen deshalb leider auch sehr oberflächlich aus. Das Gleiche gilt für das sich anschließende Kapitel „Eine kleine Fotoschule“, dessen arg verkürzte Darstellungsweise stark vereinfachende Aussagen wie diese hervorbringt: „Eine kleine Blendenzahl f/1.4 bis f/2.8 erzeugt einen unscharfen Hintergrund“ (S. 46). Das ist im Einzelfall richtig, die Schärfentiefe hängt aber bekanntlich auch von der Sensorgröße, der Brennweite und der Distanz zum Objekt ab.

Die großen Stärken des Buchs liegen in den Kapiteln, die sich der verkaufsfördernden Inszenierung konkreter Gegenstände widmen. Das Spektrum ist weitgefächert und reicht von Plüschtieren, Seife und Kissen über Kleidung, Taschen und Papierwaren bis hin zu Pralinen, Kleinmöbeln und Schmuck. Die ausgewählten Beispiele basieren auf realen Shops, deren Betreiber in Bild und Text kurz vorgestellt werden. Dieser Ansatz verleiht der gesamten Darstellung eine große Authentizität. Die zahlreichen Tipps aus der Praxis, die detaillierten Set-Diagramme und die anschaulichen Behind-the-scenes-Fotos ergeben geradezu eine Enzyklopädie der angewandten Produktfotografie. Wenn Sie zum Beispiel schon immer wissen wollten, wie man T-Shirts mit und ohne Model fotografiert, wie Schmuck am besten ausgeleuchtet wird oder wie sich Verzerrungen beim Ablichten von Möbelstücken vermeiden lassen, finden Sie hier Rat. In den Schlusskapiteln erhält der Leser noch eine Kurzschulung in Lightroom sowie Nachhilfe bei der Suchmaschinenoptimierung.

Die Autorinnen haben die Darstellung an mehreren Stellen durch eingestreute Interviews aufgelockert. So erfährt der Leser aus erster Hand, wie gestandene Produktfotografen, erfahrene Social-Media-Experten oder erfolgreiche Shopbetreiber und Kleinunternehmer wie die Macher von mymuesli.com das Thema Online-Vermarktung angehen. Auch wenn sich selbstverständlich nicht alle Strategien eins zu eins kopieren lassen, können diese Interviews als Inspirations- und Motivationsquelle dienen.

Wie bereits im Untertitel vermerkt, richtet sich das Buch in erster Linie an Händler, die auf eBay, Etsy oder Dawanda eigene Produkte vermarkten. Allerdings sollte der Leser bereits über eine passende Fotoausrüstung sowie fundiertes Kamera-Know-how verfügen, denn die beiden einleitenden Kapitel ersetzen weder eine seriöse Kaufberatung noch eine Einführung ins Fotografieren. Der Rest des Buchs ist jedoch eine wertvolle Sammlung praktischer Kniffe und Methoden, um Produkte verkaufsfördernd zu präsentieren.

Simone Naumann, Jana Mänz: Bilder die verkaufen. Produkte für Dawanda und ebay verkaufsfördernd fotografieren, 256 Seiten, Format 18,9 x 23,8 cm, Softcover, EUR 29,95 (ISBN 978-3645603386)

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Softcover: Amazon

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