Das 2012 im mitp-Verlag erschienene Buch Professionelle Produktfotografie von Oliver Feld ist einer der wenigen deutschsprachigen Titel, die es zu diesem Spezialgebiet überhaupt gibt. Dabei ist das Thema längst nicht mehr nur den Profifotografen vorbehalten: Jeder Betreiber eines kleinen Onlineshops, jeder Etsy- und eBay-Verkäufer steht früher oder später vor der Aufgabe, seine Produkte möglichst vorteilhaft in Szene zu setzen. Genau an diese Zielgruppe wendet sich das Buch, aber auch an all die vielen Sammler – gleich welcher Couleur –, die ihre großen und kleinen Schätze gerne in den sozialen Medien präsentieren.

Der Leser sollte fotografische Grundkenntnisse mitbringen und mit dem „M“-Modus seiner Kamera vertraut sein. Denn nach dem Einleitungskapitel kommt Oliver Feld gleich zum wichtigsten Werkzeug des Fotografen: dem Licht. Am Beispiel eines im Freien aufgebauten Sets mit Spielzeugfigur werden zunächst verschiedene natürliche Lichtsituationen erkundet (Kapitel 2), danach geht es ins Studio. Der Autor erklärt den Umgang mit einem Belichtungsmesser, erörtert die Unterschiede zwischen Blitz- und Dauerlicht und arbeitet sehr schön die Vor- und Nachteile beider Beleuchtungsmethoden heraus (Kapitel 3).

Im vierten Kapitel werden verschiedene Lampentypen und deren jeweiliger Einsatzzweck vorgestellt. Da das Buch bereits 2012 erschienen ist, finden die in den letzten zwei, drei Jahren immer leistungsfähiger gewordenen LED-Leuchten noch keine Berücksichtigung. Der grundlegenden Funktionsweise einer Kamera ist das fünfte Kapitel gewidmet, das darüber hinaus auch eine ausführliche Erklärung des Weißabgleichs enthält.

„Produktfotografie ist im wahrsten Sinne des Wortes Gefühlssache. Wir bilden etwas ab, was bei dem Betrachter das Gefühl erzeugen soll, dass er es haben möchte. Dazu muss der Fotograf erst mal selbst ein Gefühl dazu aufbauen. Egal, ob er es selbst haben möchte oder nicht.“ (S. 19)

Kapitel 6 („Das Objektiv“) beschäftigt sich neben dem Zusammenspiel von Schärfentiefe und Blende mit der wichtigen Frage, wie die Brennweite die fotografische Abbildung eines Objekts beeinflusst. Und wer noch nie etwas von der Scheimpflugschen Regel gehört hat, lernt sie hier kennen und erfährt, was sie mit der Produktfotografie zu tun hat.

Ab Kapitel 7 demonstriert der Autor die speziellen Herausforderungen der Produktfotografie anhand von zehn verschiedenen Objekten, darunter ein Quietscheentchen, ein iPhone, Pizzen, ein Laguiole-Messer, aber auch fotografisch anspruchsvolle Gegenstände wie Besteck, Chromarmaturen und Weingläser. In diesen Kapiteln steckt das größte Lernpotenzial, denn hier zeigt ein Profi, wie man ein Set ausleuchtet, mit welchen Mitteln man störende Spiegelungen in den Griff bekommt und wie stark reflektierende Oberflächen optimal abgelichtet werden. Nebenbei erfährt der Leser noch etwas über den klassischen Packshot und über die Tricks von Food-Stylisten.

Oliver Felds Buch ist für jeden ambitionierten Hobbyfotografen ein Gewinn. Die in den einzelnen Beispielprojekten vermittelten Tricks und Techniken sind mühelos auf andere Produktaufnahmen übertragbar. Der Autor beherrscht sein Thema aus dem Effeff und erläutert selbst komplizierte Sachverhalte in einem unterhaltsamen, aber stets präzisen Darstellungsstil, der hier und da durch persönliche Anekdoten angereichert wird.

Zum Zeitpunkt der Rezension war die Softcover-Ausgabe im Handel nicht mehr greifbar, glücklicherweise gibt es jedoch auch eine E-Book-Version des Titels.

Oliver Feld: Professionelle Produktfotografie, 200 Seiten, Format 22,0 x 22,0 cm, Softcover, EUR 29,95 (ISBN 978-3826650789)

Bezugsquelle
Kindle: Amazon

Unsere Wertung: