Objektfotografie ist im Vergleich zur Personen- und Landschaftsfotografie ein eher sprödes Thema. Das fotogene Potenzial von Alltagsgegenständen erschließt sich nicht immer gleich auf den ersten Blick, vielmehr muss man das Auge trainieren, um die visuellen Reize des Banalen zu entdecken. Eine solche Schule des Sehens stellt das im Verlag Markt+Technik erschienene Buch Objektfotografie. Grundlagen für Einsteiger von Eberhard Schuy dar, das als Einführung für all jene gedacht ist, die sich ein solides Basiswissen zum Thema Objektfotografie aneignen wollen.

Schuy hält sich nicht lange mit theoretischen Erörterungen auf. In den ersten beiden Kapiteln geht der Autor zwar auf Dinge wie Blendenzahl, Belichtungszeit, Weißabgleich, Bewegungs- und Beugungsunschärfe sowie Schärfentiefe ein, gleichwohl sollte der Leser mit dem Zusammenspiel dieser Parameter bereits einigermaßen vertraut sein. Und er sollte eine Kamera besitzen, die über einen manuellen Modus verfügt. Um Erfolgserlebnisse zu produzieren, ist jedoch keine High-End-Kamera nötig.

Neben den technischen Aspekten des Fotografierens geht Schuy auch auf die Regeln einer harmonischen Bildgestaltung ein (goldener Schnitt, goldenes Dreieck usw.), die im Übrigen nicht nur für die Objektfotografie gelten. Diese Regeln sollten keineswegs als Dogma angesehen werden, sondern nur als Richtschnur dienen. Anhand eigener Fotos erklärt der Autor, welche ästhetischen Überlegungen ihn zum jeweiligen Bildaufbau geführt haben.

Für die ersten Übungen benötigt man neben der Kamera und dem zu fotografierenden Objekt lediglich ein großes Fenster als Lichtquelle sowie ein weißes Stück Karton und einen Handspiegel als Aufheller. Schrittweise verdeutlicht der Autor am Beispiel eines Spielzeugautos, wie man mit geschickter Lichtführung die Details des Objekts fotografisch herausarbeitet. Im weiteren Verlauf präsentiert Schuy auf rund sechzig Seiten neun verschiedene Projekte, die sich allesamt zu Hause realisieren lassen. Die Komplexität des Set-Aufbaus nimmt dabei von Projekt zu Projekt zu, einige erfordern darüber hinaus einen gewissen Nachbearbeitungsaufwand in Photoshop. Auch hier werden beim Leser grundlegende Kenntnisse im Umgang mit der Software vorausgesetzt. Meistens handelt es sich jedoch um relativ einfache Retuschearbeiten.

Das Buch ist gut strukturiert und reich bebildert. Sehr hilfreich sind die Set-Diagramme, die die Positionen von Kamera, Objekt, Lichtquellen und Hilfsmitteln wie Folien, Reflektoren oder Spiegeln zeigen. Allerdings sollte der Leser nicht versuchen, diese Sets sklavisch nachzubauen, sie dienen vielmehr als Anregung für eigene Projekte.

Die wichtigsten Tipps, die ich dem Buch entnommen habe, erscheinen auf den ersten Blick unspektakulär, erweisen sich in der Praxis aber als überaus hilfreich: Schuy empfiehlt, den zu fotografierenden Gegenstand auf eine Glasplatte zu legen, die auf einem einfachen Untergestell aufliegt, sodass man in Ruhe alle möglichen Sichten auf das Objekt studieren kann. Auf diese Weise wird die Suche nach den lohnendsten Kameraperspektiven erleichtert. Darüber hinaus sollte man nicht sofort die erste beste Bildidee umsetzen, sondern die möglichen Gestaltungsideen für eine gewisse Zeit im Kopf reifen lassen. Und um schließlich zielgerichtet an ein Fotoprojekt herangehen zu können, rät der Autor dazu, vorab Skizzen vom angestrebten Bildaufbau anzufertigen.

Fazit: Man merkt auf jeder Seite, dass das Buch von einem erfahrenen Profi geschrieben wurde, der auch als Dozent tätig ist. Behutsam wird der Leser an die verschiedenen Aspekte der Objektfotografie herangeführt, und die Begeisterung des Autors für sein Thema teilt sich auch dem Leser mit. Vor allem wird der Leser, der Schuys Methoden ausprobiert, mit sicheren Erfolgserlebnissen belohnt. Negativ anzumerken ist lediglich, dass das Buch schludrig lektoriert wurde, wovon die zahlreichen Interpunktionsfehler zeugen.

Eberhard Schuy: Objektfotografie. Grundlagen für Einsteiger, 224 Seiten, Format 19,0 x 24,0 cm, broschiert, EUR 14,95 (ISBN 978-3827247728)

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